Legenden des Lemmenjoki 

(Beschreibungen von  Seppo J. Partanen)

FRANZ STEINER

Der Schweizer Franz Steiner hatte im Napfgebiet, das im innerschweizerischen  Kanton Luzern liegt, Gold gewaschen und kam mit seiner Familie in den späten Siebziger Jahren zu den Goldwasch-Wettbewerben nach Lappland. Von Finn­land ausgehend verbreiteten sich diese Wettbewerbe schnell in der ganzen Welt und die internationale Zusammenarbeit zwischen den Goldsuchern be­gann. Franz war Müller von Beruf. Sein Sohn Rudy gewann die Welt­meister­schaft im Goldwaschen in Kanada 1984 und in Österreich 1983.

Informationen zum Goldsuchen im Napfgebiet: http://www.goldsuchen.ch/

JUSSI Mikkonen

"Vater-Jussi" war von Anfang der 50er-Jahre beim Goldgraben am Lemmenjoki be­teiligt. Mit seinem Pferd beförderte er die Güter vom Goldhafen zu den Minen. Er grub auch selbst mit anderen Goldsuchern nach Gold. Während des Winters arbeite­te er, wie viele andere Goldgräber, als Holzfäller oder in den Sägewerken. Als Rentner wurde er Führer im Golddorf von Tankavaara. Seinen Spitznamen erhielt  er als Vater und Ernährer einer grossen Familie.

NIILO RAUMALA

"Nipa" kam als einer der ersten Goldgräber an den Lemmenjoki, noch vor dem grossen Goldrausch im Sommer 1946. Sein "goldener Weg" führte ihn nach Tankavaara und wieder zurück an den Lemmenjoki und schliesslich im Jahr 1983 auf die letzte Ruhestätte vieler Goldgräber in Inari. "Nipa“ war als Ge­schich­tenerzähler ein Talent, zugleich ein Filmstar und ein Fürsprecher aller Goldgräber und ihres  Lebensstils im Rundfunk, im Fernsehen und in anderen Medien. Er  war lange Zeit  der Sekretär der Goldsucher-Vereinigung und half  seinen Kollegen beim Ausfüllen von Steuererklärungen und anderem Papier­kram.

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PELLE KANKAINEN

Pelle war ein Lebenskünstler, reiste seine eigenen Wege und kam gleich nach dem Krieg nach Lappland. Er wollte sich nicht die Mühe machen, selbst nach Gold zu graben, es genügte ihm im Schlafsack in seiner eigenen Hütte über dem Gold zu schlafen. Fast siebzig Jahre lang lebte er in seiner eigene Weise und hinterliess unglaubliche Ge­schich­ten. Gegen Ende seines Lebens be­schleunigt er dann doch sein Tempo, er verliebte sich, wurde Vater, heiratete und ertrank in seinem Heimatsee im Jahr 1980.

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AATOS FLINK

Aatos war der am längsten tätige Goldsucher in Kotaoja, er hatte aber auch eine lebenslange Berufskarriere als Lokführer bei der Eisenbahn. 26 Jahre lang lebte er mit seiner Frau Liisi in einer malerischen Torfhütte mit Blumenkästen am Fenster und einem gepflegten Garten. Aatos war zudem ein Künstler, er malte aufwendige Miniaturlandschaften der umliegenden Berge und Täler und polierte Edelsteine, die er entdeckt hatte.

VEIKKO NEVALAINEN

Veikko war einer der Typen, die zu einem ruhigen Leben als Goldsucher ver­urteilt wurden und die es geniessen, ihre eigene Firma im Zentrum der Wildnis zu haben. Das Gold verzauberte ihn schon Mitte der 30er Jahre und im Jahr 1948 kam er an den Lemmenjoki. Bei dem Beobachter des Lebens und Ent­decker der Natur wuchsen Blumen, Gemüse, Kartoffeln und Rhabarber vor seiner Hütte in Jäkälä-äytsi. In einer frostigen Septembernacht endete er in der Wildnis. Veikko ist zu­sammen mit seiner geliebten Hütte im Herbst 1978 in einem Feuer umge­kommen ...

YRJÖ ‘DER BÄR’ KORHONEN

Dieser mehrfache Welt- und Finnische Meister im Goldwaschen lief nur deshalb auf einem von Baumaschinen gegrabenen Weg zu den Gold­feldern des Lemmen­joki, weil der Weg so hiess wie er, „Kulta Korhonen (Gold Korhonen). Hier begann seine Laufbahn als Aus­grabungsleiter, die über 50 Jahre dauerte bis sie im Jahr 2003 in Inari zu einem Ende kam. Als er noch jünger war jagte er Wölfe und Bären. Später tauschte er sein Gewehr gegen eine Filmkamera und machte Aufnahmen von angreifenden Bären Aus diesem Grund bekam er seinen Spitznamen, „Bär Korhonen“.

Yrjö und seine Kollegen hatten die im Hotel auftretenden "Damen" zur Er­öff­nung des Golddorfes Tankavaara eingeladen. Mitten in der Nacht kam die fröhliche Gruppe zurück und pflanzte ein paar Fichten aus Tankavaara vor das Hotel. Die kleinere davon am Ufer des Flusses wurde als Yrjö´s Fichte bekannt. Sie wurde neben seinem Stammtisch gepflanzt, wo er gewöhnlich sass, den Baum anschaute und sagte: "Nächste Weihnachten werde ich kommen und meinen Baum mit Gold-Nuggets schmücken."

HEIKKI KOKKO

"Gold-Augen-Kokko" war viele Jahre lang der Vorsitzende der Goldsucher-Vereini­gung. Er grub an vielen Orten nach Gold, am Anfang in Laanila im Jahr 1937 und am Ende am Lemmenjoki. Sein Lebensbericht enthält eine Geschich­-te über den Kauf von einer Frau mit einem Kilo Gold, die gleichermassen die Geschichte eines  Mannes im Austausch für ein Kilogramm Gold sein könnte. Seine Frau Mari Ranta nahm  im Jahr 1982 von ihrem Heikki auf dem Friedhof von Inari Abschied.

VILLE KEURUULAINEN

Ville grub seit 1946 in vielen Goldbächen, manchmal allein, manchmal zusam­men mit anderen Goldsuchern. In Inari stiftete er der Goldsucher-Vereinigung ein Stück Land, das ihm gehörte. Auf diesem Grundstück wurde dann 1979 das Goldsucher-Heim erbaut. Ville wurde 1999 auf dem Goldsucher-Teil des Friedhofs von Inari zur letzten Ruhe gebettet.

JAAKKO ISOLA

Hunderte von Männern gruben nach Gold, doch nur wenige wurden davon reich. Jaako fand während vier Jahrzehnten dutzende Kilogramm Gold, aber er versteckte es, da er es nicht wirklich brauchte. Er kam in den Dreissiger Jahren nach Lappland und wurde Goldsucher, zunächst in Sotaoja und später am Lemmenjoki. Am Ende lebte er als Einsiedler in Miessi, wurde eins mit der Land­schaft und verstarb 1978 in seiner Hütte. Er hinterliess eine Katze und un­glaubliche Geschichten von ver­steckten Gold-Nuggets, Einkaufstouren auf Skiern nach Norwegen und Ausflügen  über die östliche Grenze, um in Russ­land verstecktes Geld zu holen. Unser Foto mit Jaako in seiner Hütte stammt aus dem Jahr 1968. Sie gehört nunmehr der Gold­gräber-Vereinigung.

Goldsuchen am Lemmenjoki

Die ersten Goldfunde im Norden von Lappland wurden 1868 am Ivalo Fluss gemacht, aber viele Leute suchten in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahr­hunderts auch in der Gegend des Lemmenjoki nach Gold.

Der eigentliche Goldrausch am Lemmenjoki spielte sich in den Jahren 1945 bis 1950 ab. Der erste wirkliche Goldfund wurde im September 1945 von dem Samen Niilo Ranttila und dessen Brüdern Uula and Veikko während einer kombinierten Fisch-, Jagd- und Goldsuchertour gemacht.

Im darauffolgenden Sommer war der Lemmenjoki das Ziel von zahlreichen Gold­suchern, darunter auch den Einheimischen Antti Jomppanen und Juhani Jomppanen sowie dem Südfinnen Felix Korsberg. Die folgenden Jahre wurden von einigen Gold­suchern „auf Lebenszeit“ geprägt, von denen später viele in die Legenden von Lapp­lands Goldgeschichte eingegangen sind.

Das “Inari Tourist Hotel”, heute als Hotel Kultahovi bekannt,  war ein vertrauter Ver­sammlungsplatz für die Goldsucher des Nordens. Lappland`s Goldsucher-Ver­eini­gung hielt hier ihre Versammlungen  und Weihnachts­feiern ab.

Die lebenslangen Goldsucher vom Lemmenjoki

Die Fotos auf dieser Wand wurden vom Fotografen J.K. Mielty aus Isokyrö in Zentral-Finnland gemacht. Er nahm die Fotos, retuschierte und spannte sie auf Leinwände. Das Foto von Jaakko Isola stammt von Seppo J. Partanen und Martti Helenius.

Die
Goldsucher-Ver­eini­gung stiftete die Fotos und hängte die Bilder 1978 an den alten Balken des damaligen Inari Tourist Hotel auf. An dieser Arbeit beteiligten sich auch einige der Goldsucher, so Yrjö Korhonen, Nipa Raumala und auch Kauko Launonen aus Tankavaara, K.J. Mielty und Seppo J. Partanen. Als das Hotel vom  finnischen Tourismusverband aufgegeben worden war, wurden die Fotografien entfernt, und als Eigentum der Goldsucher-Ver­eini­gung  ausgelagert. Als das Hotel dann wiedereröffnet wurde, wurden die Bilder, als Spende gedacht,  wieder im Hotel aufgehängt. Die meisten dieser legendären Männer haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Goldgräber-Teil des Friedhofs von Inari.

Der Fluss Juutua,  Juvduujuuhâ

Der Fluss Juutua, „Juvduujuuhâ“, der Fluss der Flüsse, hat seinen Namen von dem Inarisamen-Wort „juuhâ“, welches "Fluss" bedeutet. Das Wasser des Juutua kommt von den Flüssen Lemmenjoki und Vaskojoki und fliesst dann in den Inari-See und zum Eismeer. Der Fluss Juutua ist der wichtigste Fluss für die roten Forellen des Landes, denn hier laichen diese berühmten Fische des Inari-Sees. Die Forellen starten in der letz­ten Woche des Juli zur Laichablage ihre Reise den Fluss hinauf, wenn die Strahlen der Mitternachtssonne den Fluss nicht mehr erreichen. Die beste Fangzeit ist deshalb vom August bis Septem­ber, wenn die Fische in Ruhe zu laichen beginnen. Mit unserer Unterwasser­kamera verfolgen wir das Leben im Fluss bis in den Oktober, wenn die Ufer zu vereisen begin­nen.

Die Forellen waren das Ziel unserer ersten Gäste, in deren Geist das Hotel im Jahr 1937 erbaut wurde. Die hauptsächlich britischen Fliegenfischer hatten  bereits die Lachsflüsse in Nordnorwegen entdeckt, jene der Kola-Halbinsel sowie die Flüsse Teno und Paatsjoki, als sie von den schönen Forellen im Juutua hörten. Diese Sportfischer heuerten Einhei­mische als Führer und Rude­rer an und lehrten sie zugleich die Kunst des Fliegenfischens.

Der legendäre lokale Fischer Lauri Arrela beschreibt seine Leidenschaft für den Juutua:

"In den dunklen Nächten des Herbstes habe ich versucht, meinem Be­dürf­nis, Fische zu fangen, durch Rudern in den Stromschnellen des Juutua, dem Fluss meiner Heimat, nachzukommen. Die roten Forellen leben nicht im Fluss, sie schwimmen nur im Herbst zum Laichen stromaufwärts und dann sollten Sie versuchen, die Fische zu fangen.

Es gibt einen weiteren Grund, warum ich die Forellen gegenüber dem Lachs bevorzuge. Es ist eine Tatsache, dass Forellen in ihren Bewegungen viel leb­hafter sind als der Lachs. Wahrscheinlich waren alle Lachse im Teno, die ich je gefangen habe, die faulsten Einwohner des Flusses. Sie lungerten am Ende der Angelschnur wie Holzstücke, kein einziger sprang jemals in die Luft.

Das wirkliche Leben beginnt, wenn eine Forelle in den Köder beisst. Seien Sie sicher, Sie werden von ihr mehrere Sprünge hoch in die Luft sehen, sogar in der Dunkelheit. Das ist der Drill für mich, mit einem schnellen Fisch im Dun­keln in den Stromschnellen zu kämpfen und dabei stets den Felsen im Wasser ausweichen. "


Nun noch ein Ratschlag für alle unsere Fischer. Eine altes Sprichwort der Inarisamen sagt: "Wer keine nassen Füsse bekommt, der wird keine Fische fangen."

Die berühmte Juutua Forelle

Matti Lehtola erinnert sich an seinen Vater Heimo Lehtola, der ein begeisterter Fischer und Fliegenfischer war:


"Wenn der alte Mann die Nacht auf dem Juutua Fluss verbracht hatte, herrsch­te am folgenden Tag auf unserem Hof Ruhe und Frieden. An anderen Tagen hängten wir junge Burschen eine Schaukel aus Rentierriemen an den Balken und schwenkten sie nach Herzenslust bis das Sägemehl in einer Wolke auf dem Dachboden herum flog. Wenn dann der alte Mann auf den Dachboden klet­ter­te, musste uns nicht erst gesagt werden, dass wir damit sofort aufzuhören haben. Wir konnten ihm bei der Arbeit zusehen so lange wir uns benahmen und keinen Radau machten. Der Dachboden roch nach Farbe und Lack und halb fertige Fliegen steckten auf den Balken, um zu trocknen. Dort oben wur­den die Fliegen "Juutuan Yo '(Nacht des Juutua) und "Juutuan Rusko (brauner Juutua) geschaffen. Aus dem Fenster hatten wir einen herrlichen Blick über das Tal des Juutua in Richtung des Berges Otsamo. Als die Strasse im Jahre 1925 fertiggestellt war, kamen die ersten Touristen und fischten im Juutua. Heimo war ein gefragter Ruderer und Fliegenbinder.“

Eine andere Legende aus Inari erzählt Lauri Arrela, der sich daran erinnert, wie seine Fliege 'Kojamo" geschaffen wurde:

"Es war eine "Sweep", eigentlich war sie in Ordnung, aber ihr Körper war gebrochen. Ich erinnerte mich daran, wie mein Kumpel Alpert Keskitalo am  Teno seine "Black Doctor“ reparierte und ich beschloss, diesen Krüppel zu flicken. Ich kramte im Nähkasten meiner Frau und aus heiterem Himmel fiel mein Blick auf eine weinrote Watterolle. Ich zog diese Baumwolle in mehreren Schichten auf den Körper des "Sweep". Irgendwo fand ich eine leere Sardinen­büchse und schnitt dünne Silberfäden aus deren Blech heraus. Die Fliege wurde ziemlich steif und hatte eine schöne Wendung um ihren Körper. Meine  beste Lachsfliege war entstanden und ich nannte sie "Kojamo" (ein grosser  männlicher Lachs oder eine Forelle mit einem Hakenkiefer)."

Matti Lehtola aus Inari erinnert sich daran, wie die berühmte "Morottaja"-Fliege geschaffen wurde:

"Mein Vater Heimo Lehtola wusste sehr genau wie die Morottaja-Fliegen hergestellt wurden, weil er selbst dabei war wenn Ranta-Antti (Antti Morottaja) sie machte. Oder besser gesagt, wenn er sie abänderte. Als Basis nahm er eine klassische englische Lachsfliege, die er von einem Engländer mit einem kleinen Betrug ergattert hatte. Er hatte versucht, sie auf ehrliche Weise zu bekommen, aber da es ihm nicht gelang, ruderte er seine Kunden – den  Besitzer der Fliege - zu einer flachen felsigen Stelle. Später holte er sich die Fliege, die bei diesem Manöver am Boden hängenblieben war. Nach der Modifizierung hiessen diese Fliegen  nach ihrem Schöpfer "Morottaja".

 

Der Vorgänger der "Morottaja“-Fliege in dieser Geschichte war die „Thunder and Lighting". Seitdem gehört die "Morottaja" dank dieses englischen Fischers  zur Auswahl der örtlichen Fliegenbinder.

 

Geschichte des Hotels Kultahovi

Willkommen in Inari, dem Herzen der Kultur der Samen in Finnland! Unser traditionell multikulturelles Dorf ist seit dem 19. Jahrhundert ein Ziel für Reisende. Unser Hotel bietet ebenfalls eine Kombination aus Traditionen: die lokale samische Kultur, einen seit langem gepflegten Tourismus, den lappländischen Lifestyle, die wunderschöne natürliche Umgebung, in der Nähe der Lemmenjoki mit seiner Goldgräber­geschichte und dem Baustil der Wiederaufbaujahre. Wir haben alle diese Elemente zusammengetragen, damit  Sie das nördliche Leben erfühlen, begreifen und daran teilhaben können.

Wir sind echte Eingeborene von Inari und gehören väterlicherseits zur weit verbreiteten Morottaja-Familie der Inarisamen. Ein Zweig unserer Familie hatte sich bereits an der Mündung des Juutua-Flusses niedergelassen bevor das moderne Dorf gegründet wurde. Unsere Vorfahren haben traditionell rote Forellen aus dem Fluss gefischt.

1937-1944

Sie sind im zweitältesten Hotel von Lappland. Das ursprüngliche, aus Baum­stämmen erstellte Hotel wurde im Jahre 1937 an der gleichen Stelle von der Finnischen Tou­ri­stenvereinigung erbaut, ein Jahr nach dem Hotel Pohjanhovi in Rovaniemi. Die Lage war ausgezeichnet, nur einen Steinwurf entfernt vom besten Forellenfluss des Landes. Ausländische Fliegenfischer hatten damals schon die Lachsflüsse Paatsjoki und Teno entdeckt, nun war der Juutua an der Reihe, der die Fischer lockte, um die berühmten grossen Inari-Forellen zu ködern. Normalerweise blieben diese Fischer für ein paar Wochen. Die Men­schen vor Ort erlernten die Fertigkeiten der Sportfischerei von den Touristen während ihrer Arbeit als Führer und Ruderer.

Das ursprüngliche Hotel hatte 13 Zimmer, eingerichtet im Stil der heimischen Romantik und im funktionalen Design entworfen. An der Vorderseite am Fluss befand sich eine Sauna und an der Rückseite ein Gebäude, das "Lappenhütte" genannt wurde. Es bot freie Unterkunft für Besucher aus den nahen Dörfern der Samen. Es gab auch eine separate Garage für die Autos der Dreissiger Jahre mit ihrer kurvigen Form.

Die Besucher von Inari kamen im Sommer einfach über die umliegenden Ge­wässer oder auf einem von Pferden gezogen Wagen. Dem Hotel gehörten sechs bis sieben Rentierschlitten, die für den Transport im Winter verwendet wurden. Die Schlitten brachten die Gäste im Norden bis Kaamanen oder Ukon­järvi im Süden, von wo aus sie mit einem anderen Schlitten weiterfahren konn­ten. Das Hotel hatte auch einen Rentierzüchter eingestellt, der Rentiertouren in der Umgebung des Hotels organisierte. Es gab in diesen Tagen eine grosse Nachfrage nach Rundfahrten mit Rentieren, aber es war schon damals schwie­rig den Tag und die Uhrzeit dieser Rundfahrten zu erfahren, genauso wie  heute.

Vierziger Jahre

Das Hotel war in dieser Zeit ziemlich autark. Es besass einen Kuhstall mit sechs Milch­kühen, es mästete Schweine und baute Kartoffeln an. Im Dorf gab es eine Familie mit einem Hühnerstall, von der das Hotel die benötigten Eier kaufen konnte. Es existierte auch ein Lebensmittelgeschäft, wo die üblichen Lebensmittel erworben wurden. Die lokale Bevölkerung besorgte sich die benötigten Waren gewöhnlich aus Norwegen, aber das Hotel bekam keine Einfuhrgenehmigung, die für grössere Einkäufe erforderlich war. In der Som­mer­saison wurden die Gäste vor allem mit frischem Fisch versorgt, weil das Hotel nicht über Kühlräume verfügte, in denen Fleisch gelagert werden konnte. Luftgetrocknetes Rentierfleisch war das einzige Fleisch, das im Sommer ser­viert wurde. In der Aussen­anlage des Hotels befand sich ein traditioneller  Moorkeller, wo die Lebensmittel mit Hilfe von grossen Eisblöcken kühl gelagert wurden, die man mit riesigen Eissägen hergestellt hatte. In der Wintersaison wurden verschiedene Rentiergerichte zusammen mit Fisch­gerichten serviert. Das Hotel hatte eine volle Alkohol-Lizenz.

Unser Vater Reino wurde am südlichen Ufer des Inari-Sees in der Nähe des Dorfes geboren und ist dort aufgewachsen. Seine Familie besass eine Netz­fischerei in der Nähe des Dorfes. Reino kann sich noch gut an eine Verkaufs­fahrt mit seiner Mutter zum Hotel erinnern, als er noch ein kleiner Junge war:

"Ich und meine Mutter ruderten vom Fangplatz zur Mündung des Flusses und den Fluss hinauf, wir hatten einen sehr guten Fang gemacht. Wir erreichten das Ufer des Hotels und trugen die Fische durch den Eingang in die Küche. Während meine Mutter ins Büro ging, um die Bezahlung entgegen zu nehmen, blieb ich in der Küche bei den Köchen und Küchenmädchen. Die Mädchen gaben  mir ein Glas frisch gemolkene noch warme Milch und ein süsses Brötchen frisch aus dem Ofen. Dieser köstliche Moment blieb so gut in meiner Erinnerung haften, dass ich es jetzt in meinen 70er-Jahren noch so weiss als sei es erst gestern gewesen.“

Während des Zweiten Weltkrieges litt auch das Hotel unter der Verknappung des Angebots. An die wichtigsten Büros in Helsinki wurden Briefe gesandt und die Hotelleitung bat darum, man möge Baumwolle und Nadeln für das Zusammennähen der Bettwäsche, Salzheringe und Pflanzkartoffeln schicken. Leinen, Tischdecken, Servietten und Handtücher wurden weitgehend durch  Papier ersetzt und anstelle von Zucker wurde ein verdünnter Süssstoff aus einer Tropfflasche verwendet. Im September 1944, nach dem die Dorf­bevöl­kerung evakuiert worden war, wurden die restlichen vier Kühe des Hotels und 3,5 Tonnen Kartoffeln an die deutsche Wehrmacht verkauft. Während der Evakuie­rung wurden fast 9000 Mahlzeiten an die Menschen ausgegeben, die ihre Hei­mat verlassen mussten. Das Hotel wurde am 12. September 1944 geschlos­sen und seine Gebäude wurden im November niedergebrannt. Die Gebäude mit allen Einrichtungen wurden bis auf die Grundmauern vollständig zerstört. Im Sommer 1945 wurde der noch erhaltene Keller restauriert und an das staat­li­che Lebensmittelrationierungsbüro als lokaler Speicher vermietet.

1956-1986
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Ergebnisse der harten Pionier­arbeit der Finnischen Touristenvereinigung vernichtet, weil das landesweite Netz der Gasthöfe und Hotels von den sich nach Norwegen zurückziehenden deutschen Truppen vollständig zerstört wurde. Der Wiederaufbau begann zwar unmittelbar nach dem Krieg, aber das Touristenhotel von Inari wurde erst 1956 auf dem alten Keller wieder aufgebaut, obwohl es bereits in den Vor­jahren eine grosse Nachfrage gegeben hatte. Das neue Hotel erwies sich als von Anfang an zu klein, so dass bereits im darauf folgenden Sommer eine  Erweiterung fertiggestellt wurde. Der Tourismus im Sommer boomte nun, da während des Krieges eine Strasse nach Norwegen gebaut worden war. In den Sechziger und Siebziger Jahren besuchten zahlreiche V.I.P. den Ort, und der legendäre finnische Präsident Urho Kekkonen empfing königliche Besucher in Inari.

Jedes Jahr stellte das Hotel viele "Sommermädchen“ ein, Fachpersonal mit guter Allgemeinbildung und Sprachkenntnissen, um die internationalen Gäste zu bedienen. Ein beliebter Zeitvertreib für die einheimischen jungen Männer war es, an der Bushaltestelle auf den Bus aus dem Süden zu warten, um zu sehen, wie die neuen Mädchen aussahen. Mehr als nur ein paar von ihnen traf hier ein gutes Schicksal, sie heirateten und blieben für immer in Inari. Dies war auch der jungen Hotelfachfrau Maija bestimmt, die im Jahr 1966 in Inari angekommen war und einen jungen Mann im Ort heiratete. Sie kam jedoch in einem Ford Taunus, nicht mit dem Eskelinen Bus …

1986-1987
Im Jahr 1986 beschloss der Tourismusverband die Schliessung des Hotels, weil der Eigentümer des Grundstücks, das Bauministerium, die Anlage nicht renovieren wollte. Zum Ende der Herbstsaison am 30. September 1986 war der letzte Abend dieses legendären Hotels. Der Reporter Jorma Korhonen von Finnlands grösster Tageszeitung dem Helsingin Sanomat war dort:

"Die Gäste der letzten Nacht genossen die familiäre Gastlichkeit mit allen Sinnen. Sie assen und tranken alle Vorratskammern leer. Sie sangen, joikten, tanzten und waren geschäftig wie Rentiere im Gehege, um Erinnerungen für sich selbst zu schaffen.

Der bärtige Goldgräber, welcher auf der Mauer des Restaurants zu sehen war, zwinkerte mit einem Auge, während eine jüngere Generation eine Party in ihrem Lokal gab. Die verbliebenen restlichen Gold­sucher-Veteranen hatten ihren Abschied ein paar Tage zuvor gefeiert, ebenso wie die ältere Generation von Einheimischen. Niiles Valle, bekannt als Singing-Niiles, begann eine langsam aufsteigende Joik und verführte das Publikum zum Mitsingen des Liedes "Inari-See".

Der letzte Walzer, der finnische Hit "Golden Youth", begann zu spielen. Die Gäste wirbelten unisono in einer Herde, sangen aus vollem Herzen zur Musik und umarmten einander. Als der letzte Akkord verklungen war, wurde zur letzten Bestellung gerufen. Das Leben des Inari Tourist Hotel ging dahin. Die Menge verschwand in der dunklen Nacht. Die Spirituosenschränke waren leer.

Am folgenden Morgen folgte Maija Nikula, die das Hotel in den letzten 20 Jahren gemanagt hatte, mit Tränen in den Augen dem Personal, das die Fahne vom Mast holte.

Maija trauerte nicht lange wegen der Schliessung des traditionsreichen Hauses. Im folgenden Frühling eröffnete sie das Hotel wieder unter dem Namen `Kultahovi` (Goldhof). Die Anlagen wurden gründlich renoviert und das Hotel erwachte wieder zum Leben.

21. Jahrhundert
Im Jahr 2002 entschieden sich Maija´s Kinder Kaisu und Heikki, die für meh­rere Jahre im Süden Finnlands gelebt hatten, nach Inari zurückzukehren und im Hotel zu arbeiten. Ein Generationswechsel wurde eingeleitet. Die schönen Landschaften und die Natur ihrer Heimat, die starke samische Kultur, das einzigartige Fischen, Jagen und Wandern, machte ihnen die Entscheidung leicht. Maija ging im Jahr 2003 in den wohlverdienten Ruhestand und ver­schiedene Entwicklungsprojekte wurden begonnen. Die alten Anlagen wurden renoviert und das neue Flusshotel wurde im Dezember 2007 eröffnet. Die Entwicklung eines Winterprogramms war in vollem Gang und das Ergebnis ist eine einzigartige Winter-Destination. Die Entwicklung von Inari als Zentrum der finnischen Sami-Kultur brachte interessante Veranstaltungen und Festivals, wie den Weltkongress der Rentierhirtenvölker und die jährlicheSkábmagovat“ Filmfestival mit Gästen aus allen Kontinenten.

Das Fliegenfischen in den niedrigen Stromschnellen des Juutua-Flusses wurde in den Neunziger Jahren wieder aufgenommen. Wir konnten nun zu den hotel­eigenen Wurzeln zurückzukehren und begrüssen eine neue Generation von Fliegenfischern und -fischerinnen. Das Konzept des Traditionshotels Kultahovi wurde im Jahr 2010 geschaffen und dessen weitere Entwicklung ist bereits in Arbeit. Wenn Sie Erinnerungen, Geschichten oder Bilder von unserer bewegten Geschichte haben, würden wir uns sehr dafür interessieren, davon zu hören!

Königliche Prominenz zu Besuch

Kronprinzessin Märtha von Norwegen, August 1940

Während des Zweiten Weltkrieges hatte das Hotel eine geheime Besucherin, als die in Schweden geborene norwegische Kronprinzessin Märtha hier mit ihren Kindern auf ihrer Flucht aus Norwegen übernachtete. Die Reise­gesell­schaft war auf dem Weg nach Liinahammar an der arktischen Küste, wo sie an Bord der "American Legion" ging. Reiseziel war Washington in den USA. Nur wenige Mitglieder des Hotelpersonals wusste von ihrer Ankunft und die Prinzes­sin wählte Inari wegen unserer ruhigen Lage. Nach ihrer Ankunft in Inari, wurden die königlichen Kinder, Ragnhild, Astrid und der künftige König Harald, damals drei Jahre alt, gefüttert und danach spielten sie mit den hoteleigenen zahmen Rentieren. Kurz vor Mitternacht die Prinzessin bekam einen Anruf aus Stockholm. Es war ihre Eltern, die ihr Glück für die gefährliche Ozean­über­que­rung wünschten.

Im Laufe des Abends die Prinzessin wollte vor ihrer Abreise noch die hotel­eigene Sauna benutzen. Aus diesem Grund wurde die Sauna am nächsten Morgen zu einer un­ge­wöhnlich frühen Stunde erwärmt. Die letzten Momente vor dem Verlassen von Inari verbrachte die Kronprinzessin Märtha auf einem kurzen Spaziergang entlang des Flussufers. Sie nahm Abschied von den nördlichen Stromschnellen und den sturm­gepeitschten Kiefern.

König Baudouin und Königin Fabiola von Belgien, Juni 1969

Der ehemalige Präsident Urho Kekkonen war ein grosser Freund von Lappland und er brachte seine Gäste oft mit in den Norden. Im Juni 1969 begrüsste das Hotel königliche Gäste aus Belgien. Die ganze Gemeinde Inari war voller Auf­regung, jeder Einwohner erhielt einen Brief mit den Anweisungen Sami- Kostüme zu tragen, den Hof zu reinigen und bei der Ankunft der Gäste die Flaggen hochzuziehen. Die Strassen wurden gepflastert, die Treppen am Flughafen bekamen eine frische Teerschicht, um einen Willkommensduft zu schaffen, und vor der Front des Hotels wurden Rasenstücke verlegt, die bereits im Süden gewachsen und nach Inari  transportiert worden waren.

Das königliche Paar übernachtete im Haus der Familie Nikula über den Hof des Hotels zu erreichen das mit neuen weissen Betten und dunkelblauen Markisen ausgestattet worden war, um für eine gute Nachtruhe der königlichen Gäste zu sorgen. Kaisu, zu dieser Zeit zwei Jahre alt, präsentierte Königin Fabiola bei deren Eintreffen einen Blumenstrauss. Als das Königspaar ins Haus ging, trippelte das kleine Mädchen ihm nach - in ihr eigenes Haus - und ging zielstrebig direkt zum Tisch mit einer Aufschnittplatte. Mutter Maija versuchte sie noch zu stoppen, aber König Baudouin hob Kaisu hoch, setzte sie auf sein Knie und sie teilten einen Snack.

Am Abend wurde die Gesellschaft auf eine Insel auf dem Inari-See geleitet. Der berühmte Küchenchef Pistokoski aus Rovaniemi wartete dort mit seinen Mitarbeitern neben Gas­herden, feinen Leinen, Silber und Porzellan, alles aus dem Pohjanhovi herbei­geschafft. Das Openair-Dinner umfasste geräucherte Maräne mit Morcheln, geröstetes Rentierfleisch und flambierte Crêpes mit Moltebeeren.

Die Rückfahrt zum Festland erfolgte nicht vor 2 Uhr. Danach unternahmen Präsident Kekkonen, König Baudouin und der örtliche Pfarrer Aittokallio eine Wanderung in der Mittsommernacht zur Pielpajärvi Wildniskirche, ohne dass dies jemand wusste. Der Pfarrer besichtigte mit seinen Gästen die Kirche und machte Tee auf einem Holzfeuer. Der König nahm ein Bad im See Pielpajärvi und alle drei kamen nicht vor 6 Uhr zurück ins Hotel.

Königin Juliana und Prinz Bernhard der Niederlande September 1974

Das königliche Paar aus Holland plante seine Reise nach Inari nachdem es von den Erfahrungen ihrer Nachbarn gehört hatte. Es blieb über Nacht nicht in Inari, sondern kam zum Mittagessen ins Hotel und bereitete sich auf seine Campingnacht am Lemmenjoki vor.

Chefkoch Pistokoski hatte wieder zum Mittagessen eingeladen und dieses Mal bestand sein Menu aus einer Suppe mit luftgetrocknetem Rentierfleisch, ein­gelegtem rohen Lachs und Preiselbeeren Parfait. Die Gesellschaft besuchte auch das Outdoor-Samenmuseum. Nach einer überlieferten Geschichte sah Königin Juliana in einem kleinen Pferch einige Rentiere und sie fragte: "Ist das Rentier gefährlich?" Nachdem sie eine negative Antwort erhalten hatte, schlich sie in das Pferch und sagte mit einem verschmitzten Lächeln: "Ich bin froh, dass mein Premierminister nicht hier ist, er würde mir verboten haben, hinein­zu­gehen." Im Museum war auch Goldwaschen auf höchstem Niveau zu sehen. Die könig­liche Gesellschaft wurde von den örtlichen Legenden Nipa Raumala, Kokko-Heikki und Yrjö "der Bär" Korhonen unterrichtet.

Am Abend reiste die Gesellschaft ins Dorf Lemmenjoki, wo ein Campingplatz gebaut worden war. Zum Essen gab es pochierte Rentierzunge, traditionellen Joik Gesang und von den Gastgebern wurde den königlichen Gästen Hand­werkskunst der Samen präsentiert. Königin Juliana und Prinz Bernhard er­hielten ein Paar aus Rentier gefertigte Winterstiefel und andere Gäste bewun­derten das Kunsthandwerk der Skolt-Samen. Die niederländische Gesellschaft ging nicht ohne eine Sauna weg. In dieser Zeit wurden nicht weniger als drei Saunen erwärmt und Königin Juliana genoss ein kühles Bad im Fluss Lemmenjoki ...