Geografisch mag Karelien an der äussersten südöstlichen Peripherie von Finnland liegen, doch für die finnische Psyche ist diese Landschaft mit ihren dunklen Wäldern und schimmernden Seen mitten im Zentrum. Umso schmerzhafter war für die Finnen der wohl definitive Verlust eines Teils von Karelien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Wer in Lappeenranta, einem Städtchen im äussersten Südosten Finnlands, das kleine Museum der südkarelischen Region besucht, tut dies in der Regel eines einzigen Exponats wegen, das gleichzeitig auch das Prunkstück in der Sammlung darstellt. Manch einem Besucher, so erzählt man sich, kämen dabei die Tränen. Es handelt sich um ein Modell im Massstab von 1:500, das auf 24 Quadratmetern das Zentrum der karelischen Stadt Viipuri (Wyborg) darstellt. Und zwar in einer Momentaufnahme, die das Leben am 2. September 1939 ungefähr um halb elf am Vormittag festhält. Viipuri war damals mit rund 85 000 Einwohnern Finnlands zweitgrösste Stadt.